Hubraum ist durch nichts zu ersetzen ...

... außer durch noch mehr Hubraum. 

Wie schon auf der Vorseite geschrieben, 650 Kubikzentimeter sind in Ordnung, aber für eine Chopper doch etwas zu wenig. Anja hat das Motorradfahren aus gesundheitlichen Gründen inzwischen aufgeben müssen. Ich treffe mich an Wochenenden bei schönem Wettrer mit Freunden für Tagesausfahrten. Da hatte "die Kleine" mit 40 PS manchmal ganz schön Mühe, den Dickschiffen hinerherzuhecheln. Also war nach 60000 km auf dem kleinen Eisenschwein für 2020 ein Pferdewechsel geplant.

Was nehmen?

Die Japaner hatten sich ja inzwischen komplett aus dem Cruiser-Segment zurückgezogen. Mit Naked Bikes tue ich mich optisch schwer, Harley und Indian waren mir zu teuer. Also auf dem Gebrauchtmarkt umgesehen und bei verschiedenen Online-Portalen Suchanfragen hinterlegt. Aber erstmal kam Corona dazwischen. Für die wenigen Touren in 2020 blieb alles wie gehabt.

In 2021 sollte es dann ernst werden und ich habe mir ein paar Maschinen angesehen. Kawasaki VN1700 oder gar Yamaha XVS 1900 waren genau mein Stil, dann doch etwas zu gewaltig für mich. Die kleineren Nachfolger der Drag-Star-Reihe wurden in Deutschland offensichtlich nur in minimaler Stückzahl verkauft (oder die Besitzer wollten nicht verkaufen). 

Ein freundlicher Händler in Oelde hatte online diese Maschine angeboten:

 XVS 1300A "Midnight Star"

Daten:

• Arbeitsverfahren: Zweizylinder-V-Motor | 4-Takt
• Leistung: 54 kW / 74 PS bei 5500 U/min
• Hubraum: 1304 cm³
• Max. Drehmoment: 103 Nm bei 3000/min
• Hinterradantrieb: Zahnriemen
• Masse (mit Betriebsstoffen): 305 kg
• Bohrung × Hub: 100 mm × 83 mm
• Radstand: 1755 mm

Als Nachfolgemodell der XVS 650A Drag Star Classic war die XVS 950A Midnight Star erschienen. Die angebotene XVS 1300A Midnight Star war der 1100-er Drag Star gefolgt. Beide Midnight Star waren komplette Neuentwicklungen und entsprechen dem technischen Stand der Nullerjahre. Das angebotene Motorrad  war aus dem Baujahr 2007 und hatte ca. 13000 km auf dem Zähler stehen. Wird sich mir nie erschließen, warum man sich für 12000 € ein Motorrad kauft, noch einen vierstelligen Betrag für Individualisierung drauflegt und dann nicht mal 1000 km/Jahr fährt. Aber ist eigentlich auch egal.

Die Koffer sind jedenfalls aus dem Original-Zubehörkatalog von Yamaha und waren nicht billig. Die Herkunft der Scheibe ist unbekannt. Mag sie dran bleiben, bis "die Rennleitung" was dagegen hat. Bei der Auslieferung hatte der Händler die abgebildete Gepäckbrücke durch den Soziussitz mit Sissybar ersetzt und die Gepäckbrücke mitgeliefert. Kann ich jederzeit wieder umbauen.

Die Aussage der Überschrift war damit erstmal erfüllt. Von 650 cm³ auf 1,3 Liter ist schon gewaltig. Von 40 PS auf 74 PS bringt ruhigeren Motorlauf und die notwendigen Reserven. 80 kg Mehrgewicht merkt man beim Rangieren schon. Beim Fahren eher weniger. Man bemerkt das modernere Fahrwerk. Nur einmal probiert, aber bei 150 km/h läuft der Eisenhaufen noch satt über die Autobahn. Und die Bremsen haben ihre Bezeichnung inzwischen auch verdient. Die Trommelbremse für die 250 kg schwere Vorgängerin war eine Zumutung.
Zugebaut wurden lediglich noch ein Sturzbügel und eine Chromverkleidung für den Ölkühler.